Ein (etwas ausführlicher) Auszug aus der
Familiengeschichte der Volger
Das deutsche Spätmittelalter ist geprägt vom Verfall staatlicher Macht, aber auch durch Neuanfang der Städte und
Ostbesiedlung. Die Stadt wurde zum Zentrum neuentwickelter Kräfte auf wirtschaftlichem, sozialem und geistigem
Gebiet und bildete damit den Hintergrund für das Aufblühen von Geschlechtern wie den Volger. Das politische Leben
im 15. Jh. wurde wesentlich davon bestimmt, dass von den rund 12 Millionen Menschen 10-15% in Städten lebten.
Der finanzielle Niedergang des Bauern war gleichzeitig der wirtschaftliche Aufstieg von Stadt und Bürgertum. Bei uns
gab es 3ooo Städte, davon 28oo Kleinstädte mit weniger als 1ooo Bewohner, 1o-15 Mittelstädte mit mehr als 2ooo
und 12-15 Großstädte mit über 1oooo Einwohner wie Lübeck, Bremen, Braunschweig und Lüneburg (25ooo - 1oooo),
doch Hannover gehörte zu den Mittelstädten. Um 1435 zählte man 72o Häuser, davon 660 private, 45o
hausbesitzende und 3oo Mieterfamilien, etwa 5ooo Köpfe.
Alle mittelalterlichen Städte werden durch die führende Stellung des Handels geprägt. Daher gehören die
Fernhändler auch zum Kern des sich bildenden Patriziats, das keine Klasse bildete, sondern Einenstand mit
Monopolen. Ihre Geburtsherkunft über Generationen sicherte ihre Macht durch materiellen Besitz, Amt, Beruf, durch
politische und militärische Herrschaft oder durch Bildung. Im Patriziat ist ein Familienkreis zusammengeschmolzen,
den Geschlechtern, die über die wichtigsten Ämter wie Rats- und Bürgermeistersitze verfügten. Sie waren eine
Gemeinschaft aus sozialer Inzucht - geschlossener Heiratskreis - aus Altansässigkeit, sozial getragen von einem
körperschaftlichen Gemeinschaftsbewusstsein und einem Zusammenhalt nach außen gegenüber konkurrierender
Nachbarschicht. Sie wohnten in größeren Häusern, durften größeren Kleiderluxus treiben, kämpften zu Pferde mit
Schild und Helm und führten Wappen und Siegel. Sie hatten Kenntnis im alltäglichen Recht, waren als erfahrene
Männer in der Welt herumgekommen, besaßen Lehngüter und versuchten ihr Ansehen durch Verbindung mit dem
Landadel zu erhöhen. Sie waren von verpflichtender Vornehmheit in Lebensführung und Haltung und daher anerkannt
in der Öffentlichkeit.
Hannover war schon um 115o eine Kaufmannssiedlung der Grafen von Roden mit Mindener Recht. In ihr hielt
Heinrich der Löwe einen Hoftag ab (1163) und 1189 wird sie schon als Stadt (civitas) erwähnt. Wenig später geht sie
in Flammen auf im Kampf der Welfen mit dem Kaiser. Von den Grafen von Roden (1227-41) geht sie 1241 wieder an
die Welfen, nun schon mit Stadtrechten ausgestattet (1266 Stadtsiegel) und gelangt 1322 in den Besitz des
Münzrechtes (1243 in den hzgl. Wortzins). Beim überwechseln zu den Wittenbergern stürmen die Hannoveraner die
herzogliche Zwingburg Lauenrode jenseits der Leine und versuchen um 14oo die herzogliche Gewalt einzuschränken.
Sie erringen die freie Wasserzufahrt nach Bremen (14o7). Auch in der Hanse werden sie volles Mitglied (1397), aber
ihre Stellung ist so un-bedeutend wie die Stadt und ihre Leistungen ( an 24. von 27; 25 Gulden Beitrag 7o-1oo anderer
Städte 1493; 15o4 83 Mann + 375o Gulden gegenüber Einbeck mit 1oo + 45oo und Braunschweig mit 2oo + 9ooo).
Aber sie besaß schon Kapital, dass an Fürsten verliehen wurde, hatte regen Kornhandel mit Bremen, aber auch
Verbindungen zu Hamburg.
Ursprung und Entwicklung des hannoverschen Rats sind unbekannt, erstmalig 1234 erwähnt. Es gab 2 Bürgermeister,
die alle Jahre die Regierung wechselten und auf Lebenszeit gewählt waren. Die Ratsherren wechselten am Montag
nach Dreikönige. Es gab den sitzenden Rat (consules jurati) und den alten Rat (consules antiqui), der auch an
wichtigsten Beschlüssen teilnahm. 1354 wurde ein Geschworenkollegium erwähnt nach Mindener Vorbild, das
zusammen mit den Ratsherren den neuen Rat wählte. 4 dieser Geschworenen hatte auch Anteil am Stadtregiment. Seit
139o gibt es Ratsherrenlisten, die sich aus Kaufleuten, aus der Meinheit und Großen Ämtern zusammensetzten. Die
Kleinen Ämter hatten nur zum Kollegium Zutritt. 1448 waren je 4 Vertreter im Rat, erstere nach Alter aufgelistet, die
alle Jahre wechselten. Ein Gesamtwechsel gab es nicht.
Ratsherren waren ehrenamtlich und die Annahme bei Strafe verpflichtend. Dasselbe galt auch bei den Kämmerern, wo
ein zweiter nur zur Kontrolle beigegeben war. Fehlbeträge waren aus der eigenen Tasche vorzuschießen, was nur
reiche Bürger konnten. Außerdem waren mindest 4 Ahnen nachzuweisen. 13o9 (wiederholt 1355) wurden Vater und
Brüder im Rat verboten, was immer wieder passierte. Im Zunftstreit 1445 wurde festgelegt-, dass weder Vater noch
Sohn, keine Brüder, Schwäger, Neffen und durch Heirat Verwandte im Rat sitzen durften. Ein Jahr später schaffte man
das Kollegium ab, da es scheinbar in dem Streit verwickelt war, der anderswo mit der Waffe ausgetragen wurde. Nun
(1448) waren Kaufleute 16 aus den Großen Ämtern und 12 aus der Meinheit im Rat. Dieser beschloss noch drei Jahre
vor der Reformation, beim alten Glauben zu verharren, floh aber bei dem Aufruhr 1533 nach Hildesheim, der von den
Kleinen Ämtern verursacht worden war. Der neue evangelische Rat setzte sich nun aus 3o Mann zusammen, 12
Ratsherren zu 2 Kaufleuten, 4 aus Meinheit, 4 aus Großen Ämtern und 2 aus Kleinen Ämtern.
Die Zünfte in Hannover Ämter genannt, waren folgenderweise gegliedert. Die vornehmste und reichste Innung stellten
die Kaufleute dar, kurz Kaufmann (copman) genannt. Ihnen folgte die Meinheit, der nicht zunftgebundenen Bürger im
Besitz der alten Stammgrundstücke mit Braurecht, dann die Großen Ämter wie Bäcker, Fleischer, Schuster und
Schmiede, zuletzt die kleinen Ämter wie Schneider Kramer, Höker, Goldschmiede, Kürschner, Wollweber, Leinweber.
Hutmacher und Ölschläger. Zur Meinheit rechnen andere die breite Masse der Bürger, was aber für Hannover nicht
galt. Der Kaufmann hatte mehrere herzogliche Privilegien erhalten, darunter das alleinige Recht Leinwand zu
schneiden und zu verkaufen (Wandschneider, Tuchhändler. Der Handel mit Leinwand und Wolle aber führte aber oft
zum Streit mit anderen. Diese Innung war wegen des Handels sehr wohlhabend und konnte de« Rat sogar 2 Kanonen
leihen (U51). Ihre Mitglieder waren im "Roten Buch" ab etwa 1355 verzeichnet, später auch in den Wachstafeln. Sie
hatte ein Gemeinschaftsbewusstsein entwickelt. Jedes Mitglied war verpflichtet, alles anzuzeigen, was der Innung
schaden würde. Alle ansässigen Kaufleute waren verpflichtet, die Seelenmesse eines verstorbenen Mitgliedes zu
besuchen, was auch für die Ehefrauen galt. Witwen war das Recht gegeben. Wand zu schneiden wie dem Ehemann
zuvor. Es waren Kaufleute, die in den Reformationswirren provisorisch die Stadtregierung führten und danach noch
das Bürgermeisteramt. Aber nur kapitalkräftige Kaufleute und andere fanden im Kaufmann Eingang, mussten ihn bei
Verlusten auch wieder verlassen.
Um 13oo scheint er an Macht und Ansehen gewonnen zu haben, denn er bekleidete alle Ratsstellen. Aus 11 Urkunden
vor 139o geht eine Mehrheit von 80% hervor, nämlich 91 Vertreter aus 2o Kaufmannsfamilien, wobei 23 aus 18
Familien nicht bestimmbar sind. Nach 139o erscheinen neue Kaufmannsfamilien, die nun das Bürgermeisteramt
beherrschen (17 zu 7 aus der Meinheit mit geringer Dauer bis 1533). Auch die rund 9o Ratsehen bis ca. 155o ergeben
57% für den Kaufmann, 15% für die Meinheit, 3% für die Ämter und 15% sind nicht einordbar. Die Meinheit war
wegen ihres Hausbesitzes wohlhabend, besaß auch außerhalb Grund und Boden, konnten sich dem Getreidehandel
anschließen und damit auch dem Tuchhandel. Wenn man sie mit den Kaufleuten zusammenrechnet, beherrschten sie
die Stadt.
Die am Rat beteiligten Familien im Verhältnis 2o:8:15 um 14oo verringerten sich um 15oo auf 11:5:9 (Kaufmann:
Meinheit: Ämter). Hierzu gehörten die v. Änderten, Blome, v. Berkhusen, Limburg, v.Lüde, v.Sode, Türke, Volger und v.
Wintheim. Dem Kaufmannsstand war Exklusivität gegeben und damit eine gewisse Beherrschung des Rats, aber nicht
ausschließlich. Auch sein Heiratskreis war nicht geschlossen. Dennoch kann man von den wirtschaftlichen und
sozialen Bedingungen ausgehen, dass das Hannoversche Patriziat den in anderen Städten gleichzusetzen ist.
Die vermögenden Geschlechter machten es dem Adel nach, hielten Gelage und Turniere (1389), dienten selbst und mit
geworbenen Knechten. Sie verbanden sich mit dem Landadel wie die Limburg mit von Hetlage, und die Blome waren
eins mit dem Rittergeschlecht. Ihre Leichenpredigten zeigen Geschlechterstolz von mindestens 8 Ahnen. Ihre
Kapitalkraft stand über der Ritterschaft, obwohl sie die erlangten Nobilitationen nicht anerkannte (v. Änderten 1596,
Blome 1662, vom Sode 1724 und Limburg 1729). Sie nahmen deren Lebensgewohnheiten an, gaben die Töchter in
adelige Klöster wie Barsinghausen, auch die Volger, wohl gegen gutes Geld.
Zum Schutze der Armen waren Kleiderordnungen erlassen, die 5 Klassen aufwiesen (1627):
1. Bürgermeister, Syndici, Doktoren, Lizentiaten, Kammer- und Ratsherren und die Geschlechter;
2. Kaufleute, die aus Ämtern stammten, nicht aus den Geschlechtern und mindestens 3ooo Taler besaßen;
3. die das Braurecht besaßen, sowie aus den Großen Ämtern mit Goldschmieden und Perlenstickern mit mindestens
15oo Taler Vermögen;
4. die aus den Kleinen Ämtern und gemeine Bürger und 5. Tagelöhner, Knechte und Mägde. So durften die ersten
beiden Klassen Goldketten tragen im Wert 3o-4o bzw. 24 Goldgulden tragen, bei Hochzeiten mittags 3o bzw. 24
Tische aufstellen, abends 15 bzw. 12. So war alles geregelt.
Ihre besondere Stellung bezeugen die Stiftungen von Gottesdiensten zum zeitlichen und ewigen Heil, wertvoll waren
die Altarstiftungen, dem Schutzheiligen geweiht und jüngeren Söhnen als Priester überantwortet, wie auch
Bruderschaftsstiftungen: der Kaland von 1377, die des Kaufmanns "fraternitas sancti Olai" und die Almossenstiftung
"fraternitas Sancti Jacobi et Georgii (= Marktkirche)", die die vornehmsten Bürger umfasste (1434).
Sie hatten Lehnbesitz (13o4), frei vererbbaren Grundbesitz, sowie Haus- und Rentenbesitz (= Hypotheken). Nur von
den Grundstücken innerhalb der Stadtmauer mussten Steuern (= Schoß) bezahlt werden, ebenso vom Warenvorrat,
der selten über 32oo Pfund Pfennige kam wie in süddeutschen Städten, hier nachsichtig behandelt. In Hannover
schätzte man 17 Großhandelsfirmen, die meist mehrere Besitzer hatten.
Mit Einführung der Reformation 1534 war die beherrschende Vormachtsstellung des Kaufmanns und mit ihm der
Geschlechter gebrochen. Die fürstliche Macht begann wieder zu wachsen. Zwar konnten sich die Geschlechter noch
eine Zeit lang halten, zogen entweder auf das Land oder passten sich durch Berufswechsel der Zeit an.
Von Dietrich Volger Nürnberg!
Wie passen nun die Volger in dieses Spätmittelalter?
Sie kamen vermutlich östlich von Hannover aus dem sogenannten Kleinen Freien, wo es noch freie Bauern gegeben
hatte. In Wülferode am Kronsberg hatten sie Besitz (1364), und der Name von Reynike Volger (14o3) weist darauf hin
" alias dictus Kronesberch". Durch die freie Zufahrt kamen sie nach Bremen (ab 1378) und nach Holland (1469), wo
sich die ersten "de Volger" nannten, also von Volger. 1313 wurde Conradus Volghere Bürger zu Hannover, vielleicht
identisch mit dem Zeugen Cord Volger, Luders Sohn (1364). Ein Verwandter war Bertold, der mit 4 Söhnen genannt
wird, Henneke, Heyneke, Ryneke und Hermen (1364), Zwei von ihnen sind die Begründer der 6 Volger-Linien, von
denen nur bekannt waren die Hansische und Bartholdische. Geringes Urkundenmaterial und die gleichen Vornamen
wie Hans, Cord und Luder stifteten Verwirrungen und erschwerten die Sicherstellung der Personen. Doch Zufälle
haben und werden dieses Problem lösen, denn immer wieder kommen neue Dokumente ans Licht, man muss nur
warten können! Während meiner Krankheit habe ich im Krankenhaus alle 28o Lehnurkunden abgeschrieben, die mir
manchen Hinweis gaben, und dass die Volger vielmehr Lehen hatten als angenommen. Henneke war der Stammvater
der älteren Linie, Hermann, der schon 1368 nach Hannover zog und 1382 Geld verlieh an Kaufleute, ist scheinbar
unser Stammvater von der jüngeren Linie, die sich unter seinen Söhnen Luder, Godeke und Cord wieder teilte. Luder
mit Söhnen Luder, Hans und Godeke begründete die ältere der jüngeren Linie, und wurde mit Sohn Godeke als
Büchsenmeister zu Köln (1418-23) berühmt, der als erster gleich dreimal das Volger-Wappen im Siegel trug. Godeke,
Hermanns Sohn, unser Ahne und Vater der jüngeren jüngsten Linie wurde 1. Ratsherr (14o1-1o) der Familie. Und sein
Bruder Cord starb ohne Erben, was nicht besagt, dass er Töchter hatte. Seine Ehefrau heiratete noch vor 1399 einen
Kaufmann. Bis 14o6 lebten alle Linien schon in Hannover, hatten Häuser und Lehen (1386, 1388 und 1411). Godeke
hatte die Söhne Johannes, Luder, Diderik und Bertold, wobei der Älteste 14o7 studierte und Priester wurde.
Nach der vorliegenden Dissertation von 1964 werden die Volger zu den vornehmen Geschlechtern der Feinheit
gerechnet. Dieses mag für die älteren Linien stimmen, die scheinbar verarmten (Geld liehen), teilweise Handwerker
wurden und bis 15oo aus Hannover verschwanden. Es gilt aber nicht für die jüngste Linie, denn die Verfasserin der
Dissertation hatte die Wachstafeln der Kaufmannsinnung übersehen. Hierin werden 1434 Bertold Volger und seine
Großneffen Magnus (1512) und Jürgen Volger (1523) als Mitglieder des Kaufmanns genannt. Also gehören die Volger
zu den neuen Kaufmannsfamilien der Stadt ab 139o. Godeke's Söhne waren Ratsherren wie der Vater, übernahmen die
"Isern Porte" von der älteren Linie und setzten den gotischen Backsteingiebel vor, der den Rathausgiebeln sehr glich.
Sie besaßen alles, was zum Patriziat notwendig war, hatten Lehnbesitz, freien Erbbesitz, Häuser und Hypotheken, sie
hatten Ratssitze, waren Kämmerer und anderes. Sie gehörten zu den vornehmsten Bürgern, waren Gründungs- bzw.
Mitglieder der "Fraternitas sancti Jacobi et Georgii", wie ich selbst feststellen konnte, da die Mitgliedsliste als lose
Seiten in einem anderen Buch im Stadtarchiv 1975 lag. Diese Brüder stifteten auch Altäre in Höhe von 9oo
rheinischer. Goldgulden, was über den Roggenpreis umgerechnet 185ooo DM entspricht. Aus 6 Ehestiftungen lassen
sich Mitgift-Bargelder von 42-1o6ooo DM entnehmen, was für sich spricht, wie reich unsere Vorfahren waren. Sie
gehörten 1435 zu der höchst besteuerten Klasse wie ein Fünftel aller Bürger von 800 Pfund Geld an vermögen. Nur
über die beiden Diderik oder Dietrich schweigen die Urkunden, sie hatten wohl stillschweigende Anteile als Erbbürger
wie Erbkaufleute. Hans, Dideriks Sohn wird erst wieder in den Ratslisten von 1496-1532 geführt, ein sehr streitbarer
Herr, auf dessen Ehekontrakt das neue Volger-Wappen prangt. Er musste 1533 nach Hildesheim zu unbekannten
Verwandten flüchten, hatte studiert (1481) und schrieb seinen Verteidigungsbrief an den neuen Rat mit eigener Hand.
Mit seinen Söhnen Diderik, Bertold, Magnus und Jürgen entstanden neue Linien. Die älteren waren Kleriker und
Stammväter der 2 Bastardlinien, aus denen der herzogliche Stadtvogt Magnus zu Hannover (+ 1615) und der
Kaufmann Melchior Volger zu Antwerpen und Stockholm (+ 1588) hervorgingen. Magnus hatte keine Kinder, aber
vererbte das erheiratete Wettbergener Gut mit Kirche, war evangelischer Ratsherr (1549-76) und der reichste Volger.
Jürgen wurde der Stammvater der überlebenden Hansischen und Bartholdschen Linien. Aus den 13 Ehen dieser
Kaufmannsfamilie bis zur Reformation ergibt sich dasselbe Bild. Bei drei Ehen ist nur der Vorname bekannt, einer
stammt wohl aus den Ämtern (Wiring), dessen Nachkommen aber Kaufleute heirateten. Eine Ehefrau (Huck) kam aus
der Meinheit und 1 aus Hildesheim (Barner), die mit dem Rittergeschlecht Barner irgendwie verwandt war. Die
größere Zahl, nämlich 7, stammen aus dem Kaufmann, und die nächsten 3 Ehen waren wiederum aus dieser Innung,
sogar 2 aus der mächtigsten Familie der von Wintheim. Auch 2 Volgerwitwen hatten Kaufleute geehelicht (vom Sode).
Die Reformation brachte auch die Volger zu Fall, doch bereits in der nächsten Generation hatten sie neues vermögen
erworben, wie die Mitgliedseinträge des Kaufmanns und besonders Magnus's Ehestiftung aufweisen. Er und sein
Neffe Hans werden wieder Ratsherren, wie auch dessen Nachkommen und krönen dies noch mit dem
Bürgermeisteramt (1713-25). Danach ist ihre Kraft erloschen, obwohl sie noch bis in diese Zeit Kaufleute waren. Sie
wurden Pastoren und Offiziere und passten sich so der Zeit an. Anders aber Barthold, er studierte und trat als Jurist in
herzogliche Dienste, zuletzt nach heutigen Maßstäben im Ministerrang. Doch er scheiterte am Ende und wurde auf
seinen Hof in Döhren verbannt, wo er starb. Seine Nachkommen blieben auf dem Lande und bevölkerten die Höfe zu
Döhren, Kirchrode, Markoldendorf und Umgebung. Später zogen Teile wieder in die Städte, die Hansischen auf das
Land. Der Titel "Patritius", der erst viel später im 17. Jh. aufgekommen ist, weist noch auf das alte Patriziat hin. Es
erhöhte das Ansehen des Trägers zwar, aber er konnte sich damit nichts erkaufen, es war nur noch ein Name. Und
gerade die Volger zu Isernhagen und vom Großen Volgerhof in Markoldendorf trugen diesen Titel voller Stolz im
Gedenken an die Vorfahren und ihrer Herkunft aus dem Patriziat des spätmittelalterlichen Hannovers.
Dietrich Volger, Nürnberg, den 22.o2.1983
Quellen: Inge Haring, Beiträge zur Geschichte des Patriziats im spätmittelalter-lichen Hannover, dargestellt an drei
ausgewählte Familien (von Wintheim, von Lübke und Volger), Examensarbeit für das Lehramt an Mittelschulen der
P.H. Göttingen (Schule Prof. H. Mitgau), Göttingen 1964, niedergelegt im Niedersächsischen Hauptstaatsarchiv
Hannover, Signatur T Hannover e 13 mit Korrekturen vom 1o.11.1989 von Dietrich Volger
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